Recruiting ist aufwändig und kostenintensiv, keine Frage. Da wäre es doch eine große Entlastung, wenn die neuen Mitarbeiter zu Ihnen kommen und dann auch noch gerne bleiben würden, weil sie bereits umfassend und zu ihrer Zufriedenheit informiert sind. Doch wie soll das gehen?
Die Lösung heißt: Mitarbeiterempfehlungen. Programme zur Förderung der Mitarbeiterempfehlung sind in letzter Zeit immer häufiger in Unternehmen zu finden. Auch Recruiting-Experten bieten Leitfäden an, die Arbeitgebern dabei helfen, empfehlenswert zu werden.
Wieder einmal ist es der Fachkräftemangel, der Unternehmen zum Umdenken in ihren Rekrutierungsstrategien zwingt. Einige haben bereits reagiert und setzen verstärkt auf Mitarbeiterempfehlungen. Eine bereits 2014 durchgeführte Studie des Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) zu diesem Thema ergab, dass über 70% der Unternehmen aus den Branchen Health Care, IT und Maschinenbau beispielsweise mit dem Empfehlungsmanagement arbeiten.
Mit Empfehlungsprogrammen machen sie ihre Mitarbeiter zu Multiplikatoren und zu echten, authentischen Botschaftern ihrer Arbeitgebermarke.
Ein wichtiges Element in diesem Prozess sind die Mitarbeiter allein schon deshalb, weil über Freunde, Verwandte und Bekannte geworbene neue Mitarbeiter einige wichtige Vorteile mit sich bringen: sie wollen zunächst einmal bleiben und sie werden von dem anwerbenden Mitarbeiter in die soziale Gemeinschaft der Unternehmensstruktur eingeführt. Wer sich im Team wohlfühlt, bleibt gerne da, er ist motiviert und lernbereit, möchte gefallen und Leistung bringen.
Unter Programmnamen wie „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“ können Unternehmen Anreize für Ihre Mitarbeiter schaffen, sich am Empfehlungsmarketing für ihren Arbeitgeber zu beteiligen. Diese sollen dann in ihrem Umfeld nach passenden Mitarbeitern suchen und sie empfehlen. Bei Erfolg winkt dem Empfehlungsgeber eine Prämie – wie bei einem professionellen Headhunter-Auftrag. Doch warum lohnt sich das Prinzip der Empfehlung für die Unternehmen?
Wichtig ist Authentizität, damit die Rechnung aufgeht. Denn nur, wer sich wirklich wohlfühlt, wird seinen Arbeitgeber weiterempfehlen. Dann aber ist laut Studien die Erfolgsquote der Empfehlungen erstaunlich hoch. In einer 2012 durchgeführten Studie der HFU Business School Furtwangen zeigte sich, dass von sieben Empfehlungen durchschnittlich drei zu einem Arbeitsvertrag führten. Der Grund dafür liegt in der menschlichen Natur: wir wollen den Aussagen unserer Freunde und Bekannten vertrauen und geben ihnen darum einen Vertrauensvorschuss.
Anders als bei einer Stellenanzeige, die – gelinde gesagt – vieles behaupten kann, wenn der Tag lang ist, glauben wir einem Bekannten, der uns seinen Arbeitgeber empfiehlt. Zudem werden Fragen häufig ehrlich und umfassend von den Empfehlungsgebern beantwortet. Je länger ein Mitarbeiter für das Unternehmen arbeitet, und je besser er dabei finanziell und zeitlich gestellt ist, desto erfolgreicher ist auch sein Empfehlungs-Marketing.
Ein weiterer Pluspunkt ist die Passgenauigkeit, denn der Mitarbeiter weiß, welche Qualifikationen und Softskills „der / die Neue“ mitbringen sollte. Zudem kennt er die sozialen Strukturen, die internen Hierarchien und nicht zuletzt den neuen, potenziellen Mitarbeiter in seinem Charakter. Er wird Ihnen als Arbeitgeber darum nur solche Kandidaten empfehlen, von deren Passgenauigkeit er überzeugt ist. Hier sollten Sie natürlich zusätzlich darauf achten, wie lange der Empfehlungsgeber für Sie bereits arbeitet und ob er das zu Ihrer Zufriedenheit macht.
Die Studie einer Recruiting-Plattform ergab, dass über Mitarbeiter geworbene Fachkräfte deutlich länger in einem Unternehmen bleiben.
Das senkt die kostspielige Absprungrate neuer Kandidaten. Der Unterschied ist immens: ganze 47% der geworbenen Mitarbeiter blieben laut Studie länger als drei Jahre im Unternehmen, während es bei denen, die über herkömmliche Wege rekrutiert wurden, nur 14% waren. Das spart natürlich eine Menge Kosten, wie auch der gesamte Prozess des Empfehlungs-Marketings als Recruiting-Maßnahme. Denn Mitarbeiterempfehlungsprogramme vereinfachen und beschleunigen die gesamte Personalbeschaffung.
Sie sparen Zeit und Kosten vom Bewerbungsprozess über die Einarbeitung bis hin zur langfristig erfolgreichen Integration. Denn da der Empfehlungsgeber seinen guten Ruf zu verlieren hätte, ist er um die Integration des neuen Mitarbeiters besonders bemüht. Auch werden eher die Kandidaten aus dem eigenen Netzwerk empfohlen, die einem selbst ähnlich sind: gleich und gleich gesellt sich nun einmal gern. Als Arbeitgeber ziehen Sie daraus ganz klar den Vorteil, dass Ihr neuer Mitarbeiter, wird er von einem engagierten, sozial integrierten Teamplayer geworben, höchstwahrscheinlich ein ebensolcher ist.
Was aber motiviert nun Ihre Mitarbeiter dazu, sich an einem entsprechenden Programm zu beteiligen? In einem Wort gesagt ist es die Zufriedenheit mit dem eigenen Job, die dazu führt, anderen denselben Arbeitgeber zu empfehlen. Wenn Sie also überlegen, in dieses Rekrutierungs-Element zu investieren, reicht es nicht aus, die Kampagne mit großen Prämien zu bewerben oder einmalige finanzielle Belohnungen in Aussicht zu stellen. Ausschlaggebend ist, dass Sie Ihre Mitarbeiter kennen und wissen, wie es ihnen geht. Starten Sie also mit einer Umfrage zur Mitarbeiterzufriedenheit. Wie steht es um die Karrierechancen in Ihrem Unternehmen und wie mit Weiterbildungen?
Bieten Sie Home-Office oder flexible Arbeitszeiten an für eine ausgewogene Work-Life-Balance? Hören die Vorgesetzten ihren Angestellten zu und erfolgen regelmäßig Team-Meetings und Rückfragen? Wie steht es um die persönliche Weiterentwicklung? Bieten Sie im Vergleich zu Ihren Mitbewerbern ein attraktives Gehalt und unbefristete Arbeitsverträge?
Mitarbeiterempfehlungen sorgen für ein gutes Arbeitsklima und verlangen Ihnen als Arbeitgeber wenig ab. Zwar liegen laut Umfragen die gezahlten Prämien für eine erfolgreiche Empfehlung je nach Kandidat (in Deutschland) zwischen 250 und 6.000 Euro. Doch ein Personalberater kostet Sie eine Menge mehr und bringt Ihnen einen Mitarbeiter, dessen Passgenauigkeit Sie in keiner Weise praktisch prüfen können.
Hingegen haben Sie beim Einsatz eines Mitarbeiterempfehlungsprogramms die Sicherheit, dass „der / die Neue“ sozial und intellektuell passt und über Ihr Unternehmen und seine Interna bereits Bescheid weiß – und zwar aus erster Hand. Zusätzlich stärken Sie das kollegiale Miteinander auch dadurch, dass sich die Mitarbeiter ernstgenommen fühlen und in den Rekrutierungsprozess aktiv eingebunden werden. Das vermittelt ein Gefühl von Selbstbestimmtheit und Wertschätzung. Die Rechnung geht also für alle Seiten auf.