In Zeiten der Digitalisierung und beinahe permanenter Verfügbarkeit wundert es kaum, dass Mobile Recruiting eine immer größere Rolle spielt.
Unter dem Begriff wird die Verwendung mobiler Endgeräte wie Smartphones und Tablets für die Personalgewinnung verstanden. Darunter fällt auch die Verwendung von eigens für das Recruiting entwickelten Apps.
Was vor einigen Jahren noch hauptsächlich in der IT-Branche genutzt wurde, ist inzwischen generell üblich als eigener, selbstverständlicher Kanal zur Personalgewinnung, oder nicht?
Umfragen aus dem Jahr 2017 unter den Top-1.000 Unternehmen ergaben, dass Mobile Recruiting auch heute nicht einmal von der Hälfte der Firmen eingesetzt wird, obwohl eine generelle Aufgeschlossenheit diesem Thema gegenüber besteht.
Das Verständnis über die Chancen und Einsatzmöglichkeiten von Mobile Recruiting liegt aber selbst bei Unternehmen der IT-Branche nur knapp über 75%. Woran liegt das? Auch schätzen nicht einmal 80% der Befragten die Relevanz von Mobile Recruiting als in Zukunft weiterhin steigend ein. Ist die Methode bereits auf ihrem Höhepunkt angelangt, und falls nicht, was geht dann noch rauszuholen? Und wie sieht das Mobile Recruiting der Zukunft aus?
Angesichts einer sich immer schneller wandelnden Arbeitswelt, hoher Fluktuation, Globalisierung des Arbeitsmarktes und vor allem der Digitalisierung aller Lebensbereiche sollte es auch im Recruiting beweglicher und somit mobiler werden, könnte man meinen. Doch in Wirklichkeit halten sich Unternehmen eher zurück im Bereich des Mobile Recruiting, während die Jobsuchenden und Karriereinteressierten auf der anderen Seite gerne mehr davon sähen und die Nutzung immer stärker bevorzugen.
Quelle: Studie / Mobile Recruiting 2017 – Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Ein Punkt, der auf Unternehmensseite von einer gesteigerten Nutzung von mobilen Endgeräten und Apps für die Personalgewinnung abhält, ist die zusätzliche Koordination. Denn was über mobile Endgeräte an Bewerbungen und Anfragen hereinkommt, muss dennoch zentral sortiert und zugänglich gemacht werden.
Ein mittels App eingereichter Lebenslauf beispielsweise ersetzt nicht das formatierte Dokument für die Personalabteilung.
Zudem bieten einige Apps lediglich Textfelder an, nicht aber den Upload von Dokumenten. Für den Bewerber und Jobsuchenden mag das simpel, effizient und einfach sein. Denn so schafft er es, sich mit einem einmalig angelegten Profil pro Jobbörse und ein paar wenigen Klicks bei dutzenden von Unternehmen zu bewerben. Filter und Suchkriterien sorgen für eine auf die Bedürfnisse angepasste Ergebnisliste bei der Jobsuche. – Umgekehrt funktioniert die Suche und Kategorisierung nach und von Bewerbern ebenso einfach.
Mit den Ergebnissen dann aber sinnvoll zu arbeiten, bedeutet zusätzlichen Aufwand in technischer wie auch finanzieller Form. Gerade, weil die Internetplattformen und Apps für die Personalsuche so unterschiedliche Filter und Systeme verwenden, muss auf Unternehmensseite im Nachhinein wieder investiert werden. Auch schmälert die einfache Nutzung auf Seite der Jobsuchenden die Ausbeute an qualitativ hochwertigen Bewerbern aus dem gesamten Bewerberpool. Ein weiterer Punkt, der besonders von IT-Unternehmen als maßgeblich für die geringe der Nutzung von Mobile Recruiting angegeben wird, ist die Datensicherheit. Hier besteht in Zukunft noch Bedarf an Modernisierung und Aufklärung.
Quelle: Studie / Mobile Recruiting 2017 – Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Eine Möglichkeit, die Effizienz zu steigern und Mobile Recruiting auf Unternehmenszwecke anzupassen, wäre die Entwicklung einer eigenen mobilen Software. Doch unter den Top-1.000 Unternehmen stellen derzeit nicht einmal 10% eine solche eigene App bereit. Auch hier liegen die Gründe klar auf der Hand: der Kosten-Nutzen-Faktor fällt nur bei großen Unternehmen mit hohen Mitarbeiterzahlen oder Spezialisierungen auf Expertennischen positiv aus.
Wer weltweit Fachkräfte sucht und sich auf dem Markt in einem relativ starken Konkurrenzkampf befindet, kann eine selbst entwickelte App lohnend nutzen.
Je spezialisierter die Suche, desto höher die Erfolgsquote, weil bereits vorsortiert wird, wer sich über die App bewirbt. Die eigene Programmierung ermöglicht zudem über Pflichtfelder und Ausschlusskriterien eine erhebliche Erleichterung in der Nachlese der eingehenden Bewerber.
Weniger kostenintensiv und aufwendig ist hingegen die Optimierung eigener Stellenanzeigen für die Darstellung auf mobilen Endgeräten. In diesem Bereich sind bereits heute über die Hälfte der Unternehmen aktiv. Die Zahl der Unternehmen, die sich in diesem Bereich um eine Verbesserung bemühen, steigt. Die Erfolgschancen und die optimale Darstellung lassen sich allerdings noch steigern. Nicht jedes Unternehmen investiert in eine eigene IT-Abteilung, noch immer wird dieser Bereich gerne an Externe ausgelagert. Kleinigkeiten nachzurüsten, ist in solchen Fällen dann wieder kostenintensiv. Zudem müsste die Recruiting-Abteilung die Darstellung auf mobilen Endgeräten regelmäßig kontrollieren, das ist aber bei den meisten Verantwortlichen noch nicht in die Routine aufgenommen worden.
Quelle: Studie / Mobile Recruiting 2017 – Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Es hängt stark von der Branche, der gesuchten Position und der Größe des Unternehmens ab, ob Mobile Recruiting sich lohnt oder nicht. Mit Sicherheit ist auch in der Entwicklung eigener Apps wie auch der begleitenden Umstände noch viel Luft nach oben. Will heißen, dass mit zunehmender Digitalisierung eine gewisse Selbstverständlichkeit entstehen könnte, sodass bei der Gründung von Unternehmen neben der inzwischen häufig standardmäßigen Website und E-Mail-Adresse auch die eigene App erstellt wird.
Auch die Apps von Jobbörsen zeigen mit jedem Update regelmäßig, dass sie an ihrer Nutzerfreundlichkeit arbeiten. Ebenso wird das Thema der Datensicherheit in den nächsten Jahren sehr wahrscheinlich eine kleine bis größere Revolution durchlaufen, nicht zuletzt durch die nachrückenden, jüngeren Generationen, für die ein Smartphone und alles, was damit zusammenhängt, eine ganz anderer Bedeutung hat als für ältere.
Je selbstverständlicher die Digitalisierung anderer Lebensbereiche „smart“ gemacht wird, desto mehr Entwicklung kann auch im Bereich des Mobile Recruitings erwartet werden.